Missionarische Aktivitäten der Provinz von Tamil Nadu

Administrator User am 06. März 2008

Missionarische Aktivitäten der Provinz von Tamil Nadu

Die Karmelitenprovinz von Tamil Nadu in Indien steht in enger Verbindung mit ihrer Präsenz
in Kerala. Die ersten Karmeliten kamen aus der belgischen und spanischen Ordensprovinz.
Erste karmelitanische Spuren in Tamil Nadu gehen auf P. Paulinus v. hl. Bartholomäus (Philipp
Vezdin) zurück, jenen großen Gelehrten aus dem 17. Jh., der aufgrund seiner profunden
Sprachkenntnisse nach Padmanabhapuram gerufen wurde, um dem berühmten König
Marthandavarma Fremdsprachenunterricht zu erteilen. Über seine genaueren missionarischen
Tätigkeiten im Jahre 1780 haben wir keine Informationen. Bekannt ist die Tatsache, dass er
den König von Padnanabhapuram gebeten hatte, die Christen in seinem Land weder zu
verfolgen noch zu töten. Was die missionarischen Aktivitäten des ausgehenden 19. und
beginnenden 20. Jhs. Betrifft, so sind diese eng mit dem belgischen Karmelitenpater Victor
(Provinz Flandern) verbunden, der v.a. im Gebiet von Mulagumoodu (dem heutigen
Verwaltungsdistrikt von Kanyakumari) tätig war.
Eine enorme Anstrengung im Bereich der Evangelisierung und dem Aufbau einer lokalen
kirchlichen Struktur erfolgte von Seiten der Karmeliten, ausgehend von ihrem Missionszentrum
in Mulagumoodu. Weite Teile der gegenwärtigen Diözese von Kottar verdanken ihren Ursprung
diesen Missionsaktivitäten der Karmeliten von Mulagumoodu. Mit der Gründung des Klosters
Thuckalay durch Missionare aus Belgien und der Aufnahme lokaler Berufungen durch die
Aktivitäten der Malabar Provinz wurde es möglich, den Orden auch in Tamil Nadu anzusiedeln.
Durch die Gründung von der Mission in Manalikarai durch die Provinz von Manjummel
(1956) – bei der man sich v.a. um die Aufnahme einheimischer Berufungen bemühte - begann
eine sehr fruchtbare und wichtige Ära in der Evangelisierung und Festigung des Karmels in
Tamil Nadu. Von großer Bedeutung für die Ausbreitung des Karmels in Tamil Nadu war die
Hilfe von Seiten des Karmelitenbischofs Benzinger. Letztlich war es aber das Verdienst der
beiden Provinzen von Malabar und Manjummel, dass sich der Karmel in Tamil Nadu ansiedeln
und verbreiten konnte. Im Jahr 1981 wurden die bestehenden sechs Niederlassungen (mit
insgesamt 9 Patres und 10 Brüdern) zu einer Generaldelegation zusammengefasst.
Im Jahr 1990 wurde die Generaldelegation von Tamil Nadu zum Kommissariat und drei
Jahre später, am 19. März 1993, wurde es schließlich eine eigenständige Provinz. P. Dionysius
war der erste Karmelit aus Tamil Nadu in der Provinz von Malabar und P. Stanislaus Maria war
der erste Karmelit aus Tamil Nadu in der Provinz von Manjummel. Derzeit zählt die Provinz von
Tamil Nadu 82 Priester und vier Brüder, 33 Studenten der Theologie, 6 im pastoralen
Lehrgang, 15 Studenten in der Philosophie, 8 Novizen, 17 Postulanten, und neun
Interessenten. Insgesamt befinden sich 88 Jugendliche in der Ausbildung. Die Provinz hat 19
Niederlassungen, davon 17 in Tamil Nadu und zwei weitere im nordindischen Bundesstaat
Chattisgarh. Um den Karmel in Tamil Nadu noch mehr zu verwurzeln und auszubreiten, haben
wir beschlossen, uns mit der konkreten Situation unseres Landes auseinanderzusetzen. Die
Mehrheit der Christen in Tamil Nadu gehört nämlich der niederen Kaste bzw. unterdrückten
Bevölkerungsschicht der Daliths an. Wir haben beschlossen, uns besonders um diese
Bevölkerungsgruppe anzunehmen, die besonders in den Diözesen von Kumbakonam
(Valangaiman), Kurukkusalai (Tuticorin), Duraisamipuram (Palayamkottai), Narasinganur
(Pondicheny), Thummuchinnampatty (Madurai) und Thenimalai (Vellore) beheimatet ist.

Missionarische Aktivitäten
Insgesamt haben wir sechs Missionsstationen, die sich um die Daliths kümmern. Daneben
betreuen wir noch sechs Pfarren: Manalikarai (Kottar), Thuckalay (Kottar), Edamalipatty Pudur
(Trichy), Podanur (Coimbatore) und Valan Nagar (Chingelpet). Dennoch besteht das
Hauptgewicht missionarischen Engagements in der Betreuung der sechs Dalith-Missionen und
der einen Nicht-Dalith Mission in Manalikarai.
Unser erstes missionarisches Auftreten in diesen Gebieten ist das Gebet, ein einfacher
Lebensstil und das Gemeinschaftsleben. In allen Missionen haben wir unsere Klöster und
Ordengemeinschaften errichtet. Dabei bemühen wir uns sehr, unsere Evangelisierungsarbeit
bei den Daliths zu vertiefen. Wir bieten ihnen Möglichkeiten zur Glaubenserziehung, Katechetik
und liturgischen Schulung an. Außerdem haben wir verschiedene Projekte im sozioökonomischen
und kulturellen Bereich, um diese Bevölkerungsschicht tatkräftig zu
unterstützen. Wichtig ist uns dabei, dass die Daliths ein Selbstwertgefühl erlangen und darin
bestärkt werden. Dazu bieten wir ihnen eine Grundausbildung an, sowie besondere Aufnahme
und Gastfreundschaft in eigenen Zentren. Um diesen Dienst ausführen zu können haben wir
auch sechs Volksschulen, eine weiterführende Schule eigens für Mädchen sowie eine höhere
Sekundärschule. Des Weiteren haben wir vier Lehrlingsanstalten, um Daliths für industrielle
und technische Arbeiten auszubilden. Für Frauen haben wir zudem einige Schneidereien, um
ihnen eine Ausbildung und einen Lohn zu gewährleisten.
Um Frauen in ihrer Identität und Würde zu bestärken, haben wir mehrere
Selbsthilfegruppen für Frauen ins Leben gerufen. Außerdem haben wir noch Buchbindereien,
Webereien, sowie andere Werkstätten, um den Daliths eine Arbeitsmöglichkeit zu bieten. Es
sind somit diese Faktoren – Gebet, Gemeinschaftsleben und missionarische Aktivitäten – die
unsere Karmelitenprovinz in Tamil Nadu prägen und charaktersieren.